Geschichte

Silikon-Hydrogele wurden erstmals 1999 eingeführt. Sie gelten als  technologischer Durchbruch für die Sauerstoffdurchlässigkeit von Kontaktlinsen. Bei traditionellen Hydrogelen diffundiert Sauerstoff zur Hornhaut durch die wässrige Komponente der Linse. Wasser hat allerdings nur einen Dk-Wert von 80 und die Sauerstoffdurchlässigkeit des Materials ist demnach beschränkt. Eine klassische Hydrogel-Linse mit 58% Wassergehalt hat z.B. einen Dk/t-Wert von 25,5 x 10-9.

Silikon-Hydrogele leiten den Sauerstoff nicht durch die Wasserkomponente der Linse sondern durch das Silikon zum Auge und erreichen so eine deutlich höhere Durchlässigkeit. Sie entspricht den Dk/t-Mindestanforderungen für ein ödemfreies tägliches Kontaktlinsentragen, die zwischen 24 x 10-9 und 35 x 10-9 liegen.1,2 Mit der Einführung von Silikon-Hydrogel-Linsen gehören Veränderungen, wie sie sich aus der unzureichenden Sauerstoffversorgung durch Hydrogel ergeben können, z. B. Neovaskularisation, Mikrozysten und Ödeme an der Hornhaut sowie limbale Hyperämie, der Vergangenheit an. 3,4

Je besser die Sauerstoffversorgung der Hornhaut erforscht wurde, desto klarer wurde es, dass die Dk/t-Messung nicht länger geeignet ist, um die Leistungsfähigkeit des Sauerstoffflusses von Silikon-Hydrogelen zu vergleichen. Die Messung erfasst zwar unter Laborbedingungen die Sauerstoffmenge, die durch die Kontaktlinse tritt, ist aber nicht in der Lage, die natürliche Tragesituation am Auge zu reproduzieren. Tests mit alternativen Messmethoden wie Sauerstofffluss und Sauerstoffverbrauch zeigen, dass bei diesen hochdurchlässigen Materialien eine Verdopplung des Dk/t-Wertes nicht automatisch eine Verdopplung des zum Auge gelangenden Sauerstoffs  bedeutet.

Trotz der Fortschritte in der Sauerstoffdurchlässigkeit gab es bei den frühen Silikon-Hydrogelen weiterhin Herausforderungen in Bezug auf ihre Eignung für ein komfortables tägliches Tragen von Kontaktlinsen. Die naturgegeben höhere Steifheit des Materials hätte zu mechanischen Komplikationen wie bogenförmigen Läsionen des Hornhautepithels (SEAL) und kontaktlinseninduzierter papillärer Konjunktivitis (CLIPC) führen können.5

Mechanisch induzierte Komplikationen der ersten Silikon-Hydrogel-Generation: bogenförmige Läsionen des Hornhautepithels (SEAL) und kontaktlinseninduzierte papilläre Konjunktivitis (CLIPC)

Superior epithelial acurate lesion (SEAL)Contact lens induced papillary conjunctivitis (CLIPC)

Die Materialentwicklung und Auswahl von Kontaktlinsen für den Kunden konzentriert sich heute auf eine möglichst ausgewogene Balance von Materialeigenschaften, um sowohl einen hohen Tragekomfort als auch gesundheitliche Vorteile für den Linsenträger zu gewährleisten. Deshalb werden auf dieser Seite aktuelle Entwicklungen und neue Studienergebnisse aus diesem wichtigen Forschungsbereich vorgestellt.

  1. Holden, BA and Mertz, GW. Critical oxygen levels to avoid corneal edema for daily and extended wear contact lenses. Invest Ophthalmol Vis Sci. October 1984; 25:10 1161-1167.
  2. Harvitt DM and Bonnano J. Re-Evaluation of the Oxygen Diffusion Model for Predicting Minimum Contact Lens Dk/t Values Needed to Avoid Corneal Anoxia. Optom Vis Sci. 1999; 76:10 712-719.
  3. Fonn D et al. The ocular response to extended wear of a high Dk silicone hydrogel contact lens. Clin Exp Optom. 2002; 85;3 176-182.
  4. Dumbleton KA et al. Vascular Response to Extended Wear of Hydrogel Lenses with High and Low Oxygen Permeability. Optom Vis Sci. 2001; 78:3 147-151.
  5. Dumbleton KA. Non-inflammatory Silicone Hydrogel Contact Lens Complications. Eye & CL. 2003; 29:1 S186-189.

Entwicklung

Seit 1999 wurde die Technologie bei Silikon-Hydrogelen kontinuierlich weiterentwickelt. Silikon ist hydrophob; die ersten Linsen wurden in einem zweiten Prozessschritt mit einer benetzbaren Linsenoberfläche ausgestattet. 2004 kam ACUVUE® ADVANCE® auf den Markt. Diese und alle nachfolgenden ACUVUE® Silikon-Hydrogel-Linsen verwendeten die patentierte HYDRACLEAR® Technologie, die schon bei der Produktion einen Benetzungswirkstoff dauerhaft in die Linse integriert, um den Trägern benetzbare, weiche und komfortable Kontaktlinsen zu bieten.1, 2

Silikon-Hydrogel-Linsen sind mittlerweile überall erhältlich und für die meisten Kontaktlinsenträger geeignet. Die Linsen gibt es nicht nur als sphärische Variante, sondern auch für die Korrektur von Astigmatismus und Presbyopie. 2008 wurde schließlich die weltweit erste Silikon-Hydrogel-Tageslinse eingeführt: 1•DAY ACUVUE® TRUEYE®.

  1. Young G, Riley C, Chalmers R & Hunt C. Hydrogel Lens Comfort in Challenging Environments and the Effect of Refitting with Silicone Hydrogel Lenses. Optom Vis Sci (2007); 84(4):302-308.
  2. Riley C, Young G & Chalmers R. Prevalence ocular surface symptoms, signs and uncomfortable hours wear in contact lens wearers: the effects refitting with DW silicone hydrogel contact lenses. Eye and Contact Lens (2006); 32 (6): 281-286.

KONTAKTLINSENTRÄGER

Zurzeit tragen 3,4 Mio. Menschen in Deutschland Kontaktlinsen. Dies entspricht etwa XX% der Personen mit einer Augenkorrektur.1 Davon tragen XX% Silikon-Hydrogel-Linsen.2 Diese Anzahl wächst stetig. Untersuchungen zeigen bereits, dass Silikon-Hydrogel-Linsen bei fast der Hälfte der Anpassungen von sphärischen und bei 44% der torischen Linsen zum Einsatz kommen.2, 3 Dies unterstreicht sowohl die Vorliebe der Anpasser für das gesündere Material als auch die Tatsache, dass jetzt Technologien verfügbar sind, die den Trägern mehr Tragekomfort und eine größere Auswahl an Korrekturmöglichkeiten bieten. 
Anteil der getragenen Kontaktlinsenarten in Deutschland:
Contact lens type worn in the UK by percentage of wearers
  1. ACLM UK market sell out data 2010.
  2. GFK sell out unit sales data (June 2010 – May 2011) for retail and internet: SiH and Hydrogel lens volumes by modality.
  3. GFK fitting audit Q2 2010-Q1 2011.

Aussteiger

Auch nach der Einführung von Silikon-Hydrogel-Linsen sind die am häufigsten genannten Gründe für einen Ausstieg aus dem Kontaktlinsentragen Trockenheit und mangelnder Tragekomfort.3, 4 Eine ideale Kontaktlinse sollte im Vergleich mit dem natürlichen Auge den ganzen Tag über keine Veränderung im Tragekomfort zeigen. Im Idealfall nimmt der Träger gar nicht wahr, dass er eine  Sehkorrektur nutzt. Es gibt zwei Silikon-Hydrogele, die für einen Tragekomfort sorgen, der mit dem des Auges ohne Kontaktlinse vergleichbar ist5 – auch bei der Arbeit am Computer.6

Silikon-Hydrogele können sich deutlich voneinander unterscheiden: Sie werden anders hergestellt und besitzen unterschiedliche Materialeigenschaften. Das Wissen darüber, wie ein ausgewogenes Verhältnis der Produkteigenschaften den Tragekomfort beeinflusst, ermöglichst es, die verschiedenen Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen zu unterscheiden und den Kunden jeweils die Option anzubieten, die am besten für sie geeignet ist.

Die Hauptgründe für den Ausstieg aus dem Kontaktlinsentragen in Deutschland4

Drop out

  1. Incidence study UK, Albermarle Market Research, June 2010.
  2. 2004 Contact Lens Drop Out Study, 2005 Synovate Consumer Research.
  3. Young G, Veys J, Coleman S. A multicentre study of lapsed contact lens wearers. Optom Physiol Opt 2002; 22:516-527.
  4. TNS Visiontrak panel data UK 2007.
  5. Morgan PB, et al. Ocular physiology and comfort in neophyte subjects fitted with daily disposable silicone hydrogel contact lenses. Contact Lens Anterior Eye (2012), http://dx.doi.org/10.1016/j.clae.2012.12.001
  6. JJVC data on file 2008.